VW-Chef Herbert Diess outet sich als Mega-Grüner und legt sich mit seinen Kunden an

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„Wie können wir unseren Kunden beim Kauf eines Verbrenners erklären, dass unser Ober-Boss Diess für höhere Spritpreise plädiert?“, ärgert sich der Verkäufer eines Volkswagen-Händlers in München. Der Kunde müsse sich „regelrecht verarscht“ vorkommen.

Mit einem 10-Punkte-Plan will Herbert Diess offenbar beweisen, dass er noch grüner ist als jeder Grüne. Seine Forderungen „sind ja geradezu grün-links-extrem“ schimpft der VW-Verkäufer. „Gerade habe ich einem Kunden einen teuren Verbrenner verkauft und habe nun ein schlechtes Gewissen, ihm die Forderungen unseres grünen Revolutionärs Diess zu erläutern. Nach Diess soll der CO2-Preis von 65 Euro schon 2024 greifen, vermeintliche Subventionen für fossile Kraftstoffe sollen beendet werden und der Ausstieg aus dem Kohlestrom auf 2030 vorgezogen werden. „Dass unsere Batterie-Autos zum großen Teil noch auf Kohlestrom angewiesen sind, scheint der Herr aus Wolfsburg zu ignorieren.“

„Während wir hier noch Diesel und Benziner anpreisen und verkaufen müssen, fällt uns Herbert Diess mit seinen grünen Forderungen in den Rücken. Seine Forderungen nach schnellerer Verspargelung der Landschaft wird bei ihm sicher nicht dazu führen, dass er ein Windrad im Vorgarten seiner Villa akzeptieren müsste.“ Und auch die Dienstwagenfahrer sollen für die E-Mobilität büßen, indem nur noch Batterie-Fahrzeuge in den Genuss von Förderung kommen. „Alle Steuerprivilegien für Verbrenner-Dienstwagen gehören abgeschafft“, fordert Diess. Kaufprämien für Elektrofahrzeuge sollen bis 2025 beibehalten, die Kfz-Steuern für Verbrenner je nach CO2-Ausstoß erhöht werden. Synthetischen Kraftstoffen und Wasserstoff erteilt Diess eine klare Absage.

Ob Diess aus innerer Überzeugung ergrünt ist, darf bezweifelt werden. Dass er mit seinen Forderungen auf die Koalitionsverhandlungen der Parteien Einfluss nehmen will, halten seine Gegner für „dreist“. Diess stehe immer noch jenem Konzern vor, der mit seinem Abgas-Betrug die gesamte Industrie beschädigt hat. Herr Diess wolle mit seiner „Anbiederung an die grünen NGOs Aufmerksamkeit und natürlich Umsatzsteigerungen erreichen“. Dass Diess grünen Opportunismus praktiziere sei auch an diesem Detail zu erkennen: Der Staat solle  Fahrräder und Lastenräder subventionieren. „Hat der VW-Chef vergessen, dass er einen Autokonzern und kein Start-Up für Lastenräder leitet?“, fragt der VW-Verkäufer.

Volkswagen-Vorstandschef Herbert Diess hat den Bericht in eine Twitter-Nachricht aufgenommen, in der er an eine Reihe deutscher Politiker appelliert, sich auf reine Elektroautos zu konzentrieren. In der Nachricht, in der Diess Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sowie die Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD), Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Die Grünen) markiert hat, schreibt der VW-Chef: „Das Wasserstoff-Auto ist nachgewiesen NICHT die Klimalösung. Im Verkehr hat sich die Elektrifizierung durchgesetzt. Scheindebatten sind reine Zeitverschwendung. Bitte auf die Wissenschaft hören!“

Wie Diess darauf kommt, dass sich das E-Auto bereits durchgesetzt habe, bleibt sein Geheimnis. Dass im VW-Konzern immerhin 90 Prozent der Verkäufe Verbrenner sind, passt da überhaupt nicht in die Argumentation vom angeblichen Sieg des Batterie-Autos.

Foto: Volkswagen   aac/ Prof. Hans-U. Wiersch

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