„Wir heucheln mit hohem Drehmoment!“

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IAA Mobility in München sei „die größte Fahrradmesse“ der Welt, spottet ein bekannter Automanager hinter vorgehaltener Hand und kritisiert „maßlose Heuchelei“. Die Autoindustrie unterwerfe sich den NGOs und widerspreche nicht lautstark genug, „dass die ganzen Greenwashing-Aktionen der Hersteller nur Symbolpolitik sind, die keinerlei Einfluss aufs Klima haben werden“.

Der Manager, der „auf keinen Fall namentlich genannt werden will“, hält die „politisch erzwungene Entwicklung der wichtigen Autoindustrie und ihrer Zulieferer in die Elektromobilität für einen großen Schwachsinn, der sich in ein paar Jahren als Irrweg erweisen wird“. Ausgerechnet jener Hersteller Volkswagen, der „mit seinen Abgasbetrügereien das Image der Autoindustrie schwer beschädigt und den ganzen Zorn gegen die Autoindustrie heraufbeschworen hat, spielt nun den Elektro-Musterknaben“.

Und weiter: „Das Antichambrieren von Herrn Diess bei den Grünen und Autogegnern ist nicht auszuhalten. Dass das Anbiedern bei den Autogegnern keinerlei positive Folgen hat, ist doch bei der IAA in München deutlich geworden, wo Greenpeace und andere Anti-Auto-Aktivisten massive Störungen initiiert haben und auch vor Gewalt gegen Polizisten nicht zurückschreckten.“

Es sei ihm nicht verständlich, warum sich auch der Verband der Autoindustrie (VDA) quasi der „Klimahysterie“ angeschlossen habe und den Forderungen nach einer „Verkehrswende“ nicht harsch entgegentrete. „Wir lassen es als Industrienation zu, dass unsere wichtige Säule Autoindustrie abgewrackt wird und wundern uns in fünf Jahren, warum China und Südkorea die führenden Autonationen geworden sind. Dort wird Technologie-Offenheit praktiziert, E-Autos, Wasserstoff-Brennstoffzelle und synthetische Kraftstoffe für Verbrenner werden dort weiterentwickelt. Auch deutsche Hersteller werden in China weiter Verbrenner bauen, weil China selbst nach Pariser Klimaabkommen bis 2030 beim CO2-Austoß noch zulegen darf. Es ist doch ein Irrsinn, wenn wir in Deutschland einen auf Klimaneutral machen, während China und einige europäische Nachbarn weiterhin Kohle verbrennen und Atomstrom erzeugen, den wir ja auch abschalten, um dann Atom-Strom aus Frankreich kaufen zu müssen.“ Auch in seinem Unternehmen, so der Manager, sei im Vorstand klar, dass die kommunizierte E-Mobilität viele Schwächen habe. Angefangen von der fragwürdigen Rohstoffgewinnung in der Dritten Welt bis zum ungelösten Problem der Altbatterien. Die Rohstoffquellen haben sich die USA und China praktisch aufgeteilt, Europa spiele da keine Rolle. „Wie kann Herr Diess nur fordern, dass fossile Kraftstoffe teurer werden sollten. Was tut er da seinen Kunden an, die noch VW-Verbrenner kaufen sollen, um die E-Entwicklung bei VW zu finanzieren. In unserem Vorstand sieht man Diess sehr kritisch.“ Und weiter: „Wir heucheln mit hohem Drehmoment und müssten ganz andere Wege gehen. Der überstürzte Run in die Elektromobilität wird unser Land noch schwer beschädigen. Beim ersten Blackout wird das Erwachen kommen. Aber da sind viele der falschen Weichensteller längst im gut bezahlten Ruhestand. aac/ Prof. Hans-U. Wiersch / Foto: IAA Mobility

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