30.000 Jobs weg? VW-Konzernchef Herbert Diess stößt Mitarbeitern, Betriebsrat und Aufsichtsräten mit seinem Plan vor den Kopf

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„Man könnte meinen, Herbert Diess hat sein radikales Vorhaben, 30.000 Jobs zu streichen, so lange zurückgehalten, bis sein Vertrag verlängert ist“, sagte uns ein kritischer VW-Insider. Tatsächlich stand Diess´ Verlängerung auf des Messers Schneide. Nach zwei Anläufen hatte der Aufsichtsrat doch noch den Vertrag für weitere vier Jahre verlängert. Jetzt wird von Diess-Gegnern gehofft, dass der jetzt offenbar von Diess überrumpelte Aufsichtsrat die Notbremse zieht und den bis Oktober 2025 laufende Kontrakt vorzeitig beenden wird.

Herbert Diess konnte seine von ihm geforderte vorzeitige Vertragsverlängerung offenbar dank 11 Milliarden Euro Betriebsgewinn durchsetzen. Dass der jetzt völlig überraschte Aufsichtsrat sauer sein dürfte, ist Herbert Diess offenbar egal. „Er wird sein Millionengehalt bis zum Vertragsende dann als Abfindung erhalten“, ist sich ein Wolfsburger Arbeitsrechtler sicher. In der Wolfsburg hat nicht nur die Ankündigung vom radikalen Job-Abbau Diess`Postion geschwächt. Diess leistete sich in der Vergangenheit immer wieder Fehler im Umgang mit dem Aufsichtsrat und mit seinen Kunden.

Mitte letzten Jahres beschuldigte Diess sogar Mitglieder des Aufsichtsrats krimineller Indiskretionen und kam seinem Rauswurf nur durch eine Entschuldigung zuvor. Unter der Oberfläche brodelt der Konflikt aber weiter. Diess ist quasi auf Bewährung, der Betriebsrat „belauert Diess auf Schritt und Tritt“, ist zu hören. „Ein Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen – das wäre in der Volkswagen AG jeder vierte – ist absurd und entbehrt jeder Grundlage“, verkündet der Betriebsrat. „Vielleicht will Diess seinen Rauswurf provozieren“, stellt ein Betriebsrat in den Raum.

Nachdem Betriebsrats-Legende Bernd Osterloh Vorstand bei der Lkw-Marke Traton geworden ist, schlägt Osterloh-Nachfolgerin Daniela Cavallo bislang leisere Töne an. Dies könnte sich jetzt ändern. Intern soll sie empört gewesen sein, dass Herbert Diess die „Stellenstreichungs-Orgie“ ohne Informationen „auf den Tisch geknallt habe“. Ein Betriebsrat: „Wir müssen jetzt mal alles zur Sprache bringen. Auch die eitlen Auftritte des Vorstandsvorsitzenden. Das fängt bei seiner infantilen Surfboard-Show an, als er mit einem elektrischen Audi-Board über das Wasser am Wolfsburger Kanal flitzte und davon ein Video drehen ließ, um es online zu stellen, wohl um zu zeigen, wie toll er ist. Der Mann hat narzisstische Charakterzüge.“

Dass er mit seinen Forderungen, die Benzinpreise zu erhöhen und mehr Fahrrad zu fahren, seinen eigenen Kunden in den Rücken gefallen sei, mache deutlich, dass er „völlig ins grüne Autogegner-Lager übergelaufen zu sein scheint“. Diess erwecke den Eindruck, eigentlich ein Autogegner zu sein. „Sieht Diess vielleicht schon das Scheitern seiner Elektrostrategie am fernen Horizont heraufziehen?“

Sogar die Diess bislang gewogene Bild-Zeitung kritisiert den VW-Chef: „Hat der Vorstand von Deutschlands größtem Autobauer was gegen Autos?, fragt Bild. „Erst Currywurst-Verbot, dann Kuschel-Kurs mit den Grünen – und jetzt die Verdrängung des Autos aus deutschen Städten? Die Aussagen von VW-Chef Herbert Diess (62) geben Rätsel auf.“ Unverständlich sei ein Tweet des ergrünten CEO. Da schreibt Diess: „Radfahren macht Spaß, ist gesund und gut für die Umwelt. In überfüllten urbanen Zentren wird das Auto – auch das emissionsfreie E-Auto – zukünftig nur dann akzeptiert, wenn das Rad genug Raum im Mobilitätsmix hat.“

„Die Tage des großen Vorsitzenden sind hoffentlich vor Ablauf seines Vertrags gezählt“, kommentiert ein VW-Händler in München. „Sollen wir nur noch Fahrräder verkaufen?“

aac/ Prof. Hans-U. Wiersch

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