VW-Boss Herbert Diess kritisiert E-Fuel-Plädoyer von Finanzminister Lindner, will aber weiter Verbrenner bauen – außerhalb der EU

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In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung macht sich VW-Chef Herbert Diess über Technologie-Offenheit  bei Autoantrieben lustig und stellt jede Sinnhaftigkeit von E-Fuels in Frage. Damit widerspricht er auch dem Porsche-Chef Oliver Blume, der eigens für den 911 in Chile eine E-Fuel-Produktion aufbauen will. Diess hält die Effizienz von E-Fuels für extrem schlecht. Diess rechnet vor: „Wenn 2030 einer für 10 Euro Strom tankt, um 500 Kilometer weit zu kommen. Wird der E-Fuel-Fahrer 60 Euro ausgeben müssen.“ Dass Diess bei dieser Milchmädchenrechnung an der Realität vorbeigeht, stört ihn dabei nicht. Denn die Strompreise werden 2030 nicht mehr mit denen von heute zu vergleichen sein und E-Fuels werden mit Sicherheit günstiger sein als heute, da noch keine großindustrielle Produktion vorhanden ist.

Doch dann versteigt sich Diess in einem wesentlichen Punkt dramatisch und behauptet etwas, was nun gar nicht stimmt. Um schon mal vorzubauen, wenn seine E-Strategie nicht aufgeht – 2030 wird er sowieso seine Rente fernab jeder Verantwortung genießen –, schiebt er die Entscheidung des Verbrenner-Verbots der EU weit von sich. Dies sei eine „gesellschaftliche Entscheidung, keine der Hersteller“. Das ist industriepolitisch ziemlich dreist. Denn Diess war es doch, der auf ein Verbrenner-Verbot in der EU hingearbeitet hat. Und jetzt sagt er, seiner E-Strategie selbst widersprechend: Volkswagen werde „noch einmal neue Verbrenner entwickeln“.  Produzieren und verkaufen will VW diese Motoren vor allem in Indien, China und den USA. Irgendwie schwingt hier ein gehöriges Maß an Heuchelei mit. Wenn Diess das Verbrenner-Verbot der EU für richtig im Sinne des Klimaschutzes hält, konterkariert Diessens Strategie mit Ottomotoren außerhalb der EU seinen klimafreundlichen Ansatz ziemlich deutlich.

WebAutoBlog.com    Prof. Hans-U. Wiersch

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