Abschied vom Massenmarkt: Mercedes will die A- und B-Klasse auslaufen lassen

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Der ehemalige Daimler-CEO Prof. Joachim Zahn würde sich freuen, weil seine an Ex-Chef Jürgen Schrempp gemachten Ratschläge endlich umgesetzt werden. Zahn hat sich bei jeder Gelegenheit massiv dagegen ausgesprochen, Volkswagens Golf Konkurrenz zu machen. „Es bestand ein stilles Abkommen zwischen Mercedes und VW, man kann es auch ungeschriebenes Gesetz nennen, dass Mercedes nie im Teich der Massenprodukte fischen wird“, sagte uns damals der inzwischen gestorbene Zahn nach dem Erscheinen der A-Klasse auf dem Markt. Zahn schimpfte uns gegenüber Zeter und Mordio, dass die A-Klasse „ein Sündenfall erster Klasse“ sei. Und weiter: „Mit dem Bruch dieser stillschweigenden Vereinbarung wird Volkswagen natürlich zurückschlagen. Mercedes-Pkw-Chef Jürgen Hubbert hätte eine Fehlentscheidung getroffen. Man könne als Luxus-Hersteller nicht im Massenmarkt der Golf-Klasse erfolgreich sein, ohne den Luxus-Nimbus aufs Spiel zu setzen, sagte Zahn damals.

Die Modellplanung von Volkswagen hatte Zahn schnell Recht gegeben: mit dem Phaeton wollte/sollte Volkswagen in die Mercedes-Domäne Luxuslimousine eintreten. Das ist zwar gründlich schief gegangen und hat Mercedes-Benz nicht geschadet. Aber die Grenzüberschreitung der A-Klasse hat Mercedes-Benz in eine der größten Krisen geführt, die mit der Bezeichnung „Elch-Test“ einen vorüber gehenden Image-Schaden bei der Marke mit dem Stern geführt hat. Weil der damalige Entwicklungschef Dieter Zetsche am Fahrwerk sparen wollte, wurden wesentliche Teile des Fahrwerks so konstruiert, dass die A-Klasse im Grenzbereich kippte. Um die Image-Beule wieder zu reparieren machte Jürgen Hubbert die Schleuderbremse ESP zur Serienausstattung und gab die Patente weltweit für alle Hersteller frei. Hubberts noble und großzügige Haltung und eine offensive Krisenkommunikation des damaligen PR-Chefs Wolfgang Inhester sorgten dafür, dass der Image-Schaden in Grenzen blieb und das Desaster bald vergessen war. Mercedes-Chef Ola Källenius will nun schnell wieder zurück zur Luxus-Strategie.

WebAutoBlog.com    Prof. Hans-U. Wiersch

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